Misophonie

Misophonie – die Wut auf bestimmte Geräusche

Misophonie – wenn Geräusche Wut auslösen

Bei der Misophonie zeigen die Betroffenen ausgeprägte Aversionen und Wut bei dem Auftreten von bestimmten Geräuschen. Die Wut wird durch individuell unterschiedliche Geräusche – teilweise auch Bewegungen – ausgelöst, die im näheren Umfeld des Betroffenen auftreten und von anderen Personen erzeugt werden. Dazu zählen beispielsweise Kauen, Schmatzen, Schlucken, geräuschvolles Naseschnäuzen, Niesen, Fingerschnippen oder wiederholte Bewegungen, das Wippen mit dem Fuß oder Bein, das Klackern mit einem Kugelschreiber und vieles mehr.

Das herzhafte Abbeißen eines Apfels oder geräuschvolles Schlucken von Orangensaft kann bei den Betroffenen extreme Wut auslösen, die entweder zum Verlassen der Situation (Vermeidung) führt – man vermeidet gemeinsame Essen – oder raunzt die Person scharf an, bis hin zu ausgeprägten Wutausbrüchen und Beleidigungen („„… musst Du immer wie ein Schwein schmatzen“ oder Ähnliches). Auf lange Sicht ziehen sich die Betroffenen immer mehr zurück und planen ihr Sozialverhalten so, dass die Auslöser/Trigger vermieden werden.

Die Betroffenen wissen meist auch nicht, warum sie diese Wut verspüren. Im Rahmen meiner praktischen Tätigkeit zeigte sich jedoch häufig, dass die Betroffenen aus ihrer Kindheit von strengen Tischmanieren berichteten oder im Zusammenhang mit gemeinsamen Essen die Eltern häufig stritten. Letzteres lässt sich so erklären, dass die Betroffenen das gemeinsame Essen mit Stress verknüpft haben (konditioniert wurden) und dieser Stress sich im Erwachsenenalter – unabhängig von Maßregelungen oder Streit – in Wut ausdrückt.

Erfolgversprechend zeigt sich – ähnlich wie bei ausgeprägten irrationalen Ängsten – die langsame Annäherung an das Thema in Verbindung mit dem Erlernen von Techniken zur Stressreduktion. Eine achtsame Desensibilisierung mit Hypnose ist aus meiner Praxiserfahrung das Mittel der ersten Wahl die Misophonie zu verringen und zu überwinden.

Maik Graße – Kontakt


Wissenschaftliche Literatur:

Potgieter I., MacDonald C., Partridge L., Cima R., Sheldrake J. & Hoare D. J. (2019). Misophonia: A scoping review of research. Journal of Clinical Psychology; 75 (7): 1203–1218.